Arena-Kommentar: „Frauen am Herd?“

Arena-Kommentar: „Frauen am Herd?“

Die Grundsatzfrage, welche die „Arena“-Sendung „Frauen am Herd?“ angehen wollte, versprach eigentlich eine spannende Diskussion: Wieso bleiben so viele gut ausgebildete Frauen zu Hause, sobald sie Kinder bekommen? Handelt es sich um eine vollkommen freiwillige Entscheidung oder gibt es strukturelle Gründe, welche eine freie Wahl verunmöglichen?

Ob es am provokanten – und auf Twitter reichlich verspotteten – Titel oder an den eingeladenen Gästen lag: Die Diskussion blieb hinter den Erwartungen zurück. Sie war kurzweilig, keine Frage. Mit SVP Nationalrat und Weltwoche-Journalist Philip Gut, der ehemaligen Spitzensportlerin und „Frau am Herd“ Anita Weyermann, der Frauenrechtlerin und ehem. CVP-Nationalrätin Rosmarie Zapfl und der GLP-Fraktionsschefin Tiana Angelina Moser standen vier Rednerinnen und Redner im Ring, welche durchsetzungsstark und frech genug waren, um die Diskussion nicht langweilig werden zu lassen.

Doch die Substanz fehlte. Der Beginn der Diskussion war geprägt vom wiederholten Mantra „Das muss jede Familie für sich selber entscheiden“. Dann wurde ansatzweise versucht, über mögliche strukturelle Faktoren zu diskutieren, welche Frauen bei der Familienplanung und –gestaltung benachteiligen könnten. Gefolgt von einem kurzen Streifzug über den Vaterschaftsurlaub und dem eher oberflächlichen Scharmützel über unterschiedliche Löhne von Mann und Frau.

Wirklich in die Tiefe ginge es dabei nie – zu sehr waren die Beteiligten damit beschäftigt, für ihren Arbeitgeber Werbung zu machen (Gut), aus der Ich-Perspektive zu argumentieren (Weyermann) oder darauf hinzuweisen, dass die Gleichberechtigung immer noch nicht erreicht sei (Zapfl). Einzig Tiana Moser schaffte es, an einigen Stellen eine saubere Auslegeordnung vorzunehmen und argumentativ zu punkten.

Das beste Votum stammte dann auch nicht von den Personen im Ring, sondern von einem Pflegefachmann aus der zweiten Reihe. Dieser wies zurecht darauf hin, dass sich die Diskussion viel zu stark auf die Situation von besserverdienenden Frauen fokussiere, welche die ökonomische Wahl haben, sich zwischen Familie und Beruf zu entscheiden. Dabei bleibt völlig ausser Acht, dass Frauen sehr oft in schlechter bezahlten Branchen arbeiten als Männer und oftmals arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen.

Abschlusskommentar: Die engagierte Diskussion zeugt davon, dass das Thema richtig gewählt war. Nur leider wollte Jonas Projer zu viel in zu kurzer Zeit. Anstatt ein oder zwei Themen vertieft zu behandeln, wurden im Schnelldurchlauf unterschiedlichste Themen durchgepaukt, ohne jemals zum Punkt zu kommen.

2 Gedanken zu „Arena-Kommentar: „Frauen am Herd?“

Schreibe einen Kommentar